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Geschichte des Colosseum

Das Colosseum Berlin ist ein bedeutendes Kulturdenkmal mit einer reichen Geschichte, die tief in die Berliner Filmindustrie verwurzelt ist. Ursprünglich im Jahr 1924 als Lichtspieltheater eröffnet, diente das Gebäude über viele Jahrzehnte hinweg als ein zentraler Ort für Filmvorführungen und kulturelle Veranstaltungen. Es befindet sich im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg, einer Gegend, die seit jeher ein Zentrum für Kunst und Kultur ist.

ab 1894

Wagenhalle & Schmiede

Im Jahr 1894 errichtete die „Große Berliner Pferde-Eisenbahn AG“, die Eigentümerin der Immobilie war, an der Ecke Schönhauser Allee und Gleimstraße eine Wagenhalle von 77 Metern Länge, die auch eine Schmiede auf dem späteren Hofgelände beherbergte. Die Straßenbahn wurde damals noch von Pferden gezogen. In der Wagenhalle an der Ecke Schönhauser Allee und Gleimstraße standen in Spitzenzeiten 60 Wagen und 358 Pferde wurden dort versorgt. Die Pferde wurden teils mit einem Fahrstuhl in den 1. Stock der Remisen gebracht. Im Zuge der Elektrifizierung wurden die Pferde dann abgeschafft, die Halle wurde zu einem Omnibusdepot umfunktioniert, der bis 1918 betrieben wurde.

12/09/1924

Kino-Eröffnung

Durch den Wegfall der Stallungen eröffneten sich neue Nutzungsmöglichkeiten für den großen Gebäudeteil Richtung Schönhauser Allee. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts eroberte das Medium Film gerade die Stadt und über 1.000 Kinos schossen aus dem Boden. Nach dem Umbau zu einer Kulturstätte nach Plänen von Fritz Wilms und einer Vorplanung von Max Bischoff eröffnete am 12. September 1924 das erste Filmtheater an diesem Ort, das den Namen Colosseum Theater bekam. Das Objekt gehörte der Stadt Berlin und wurde von der eigens gegründeten Colosseum Theater Betriebsgesellschaft mbH verwaltet. Das Kinotheater verfügte über Sitzplätze für über 1000 Besucher und eine große Bühne. Neben Stummfilmaufführungen konnte man auch Varietéveranstaltungen mit Orchesterbegleitung erleben. Das Colosseum war mit seiner Mischung aus Kino und Varieté einer der wichtigen Kulturort im Prenzlauer Berg, wo sonst eher die großen Brauereien dominierten, welche in den Nachwendejahren ebenfalls zu Kulturorten transformiert wurden (heutige Kulturbrauerei, Prater, Pfefferberg). Die großen Stummfilmpremieren wurden bis 1929 von einem Orchester mit bis zu 30 Mitgliedern auf der großen Bühne des heutigen „Kino 1“ begleitet und man kann davon ausgehen, dass der Saal sehr vielseitig genutzt wurde. Der Eröffnungsfilm im Colosseum war „Colibri“ mit der Stummfilmdiva Ossi Oswalda.

11/06/1929

Renovierung & Vergrößerung

Am 11. Juni 1929 übernahm die Tivoli GmbH das „Colosseum“. Der Architekt Erich Teschenmacher renovierte das Gebäude, entfernte die klassizistischen Säulen am Eingang und gestaltete die Fassade zur Schönhauser Allee im Stil der Neuen Sachlichkeit um. Die Sitzplatzanzahl wurde auf 1365 Plätze deutlich erhöht.

26/12/1930

Besetzung & Zweckentfremdung

Folgend durchlebte das Colosseum einige Wechsel in der Nutzung: Am 26. Dezember 1930 übernahm die UFA (Universum-Film-AG) das Filmtheater. Zwischen 1930 und 1932 befand sich das Arbeitsamt Nordost auf dem Gelände, von 1932 bis 1934 zweckentfremdeten die Ortsgruppenleitung der NSDAP/SA die Räumlichkeiten und nutzen sie für sich. Ab 1933 wurde ein städtisches Kindertagesheim mit Hort und Kindergarten untergebracht.

in 1945

Das Colosseum als Lazarett

Im April/Mai 1945 hatte das „Colosseum“ in den letzten Kriegstagen als Lazarett gedient und überstand den Krieg unbeschädigt. Es wurde unter der Leitung des sowjetischen Filmverleihs Sojusorg noch in 1945 mit einem Kabarett-Abend und diverser Nutzung wiedereröffnet: Am 16. Juni 1945 fand die 1. KPD-Funktionärskonferenz in Prenzlauer Berg im Colosseum statt, am 1. August 1945 zog das Metropol-Theater für mehrere Jahre ins „Colosseum“ ein, bis das eigene Gebäude in der Friedrichstraße wieder hergestellt war.

nach 1945

Kindertheater & Wärmehalle

Nach 1945 wurde das „Colosseum“ hauptsächlich als Kindertheater genutzt und im Hungerwinter 1947/48 als Wärmehalle. Eine große Schauspielerkarriere hatte hier seine Anfänge: 1948 spielte Horst Buchholz in „Emil und die Detektive“ im Colosseum. 1955 zog das Metropol-Theater in den Admiralspalast um.

2/5/1957

DDR Totalvisionskino

Das Colosseum wurde zu einem der bekanntesten Premieren-Kinos in Ost-Berlin. Am 2. Mai 1957 wurde das „Colosseum“ nach einem 6-monatigen Umbau das erste Totalvisionskino der DDR. Damit galt es als das Vorzeige- und Premieren-Kino der DDR. Zwischen 1957 und 1960 wurden Filme wie „Berlin – Ecke Schönhauser“ gezeigt und 1963 fand die Premiere von „Nackt unter Wölfen“ im Colosseum statt. Die ehemaligen Pferdeställe wurden als Garagen- und Werkstatträume teils durch Filmschaffende und Künstler genutzt.

10/04/1963

Konkurrenz durch das „Kino International“

1963 eröffnet das deutlich moderner ausgestattet Kino International an der Berliner Karl-Marx-Allee 33 als neues Premieren-Kino der DDR. Damit wurde das Kino Colosseum zur Nebenspielstätte.

1992

Kauf des Colosseum durch Artur Brauner

Nach der Wende 1989 wurde das staatliche Kino durch die Treuhandanstalt privatisiert. Der Berliner Filmproduzent Artur Brauner und die Sputnik-Gruppe erwarben 1992 das Kino sowie die alten Gebäude des Busdepots auf dem Nachbargrundstück. Ab 1992 übernahm die neu gegründete Sputnik Colosseum Betrieb KG die Führung des Unternehmens. 1990 waren alle DDR-Kinos von der Treuhand ausgeschrieben worden.

29/05/1996

Renovierung, Bau des Multiplex- Kinos & CinemaxX

Am 29. Mai 1996 lief der letzte Film vor dem Umbau. Nach einer grundlegenden Sanierung 1996–97, kombiniert mit einem Neubau auf beiden Grundstücken in der Schönhauser Allee und in der Gleimstraße, wurde am 18. Dezember 1997 das „Colosseum“ als „CinemaxX Colosseum“ mit rekonstruierter Fassade und auf 10 Kinosäle als Multiplex-Kino wiedereröffnet. Betreiber war die Firma CinemaxX von Hans-Jochim Flebbe. Der Kinobetreiber zeigte Anfang Oktober 2005 der Pankower Bauaufsicht massive Mängel am Gebäude an, die auch heute noch dem Objekt Probleme machen. Die Mängel ließ der Eigentümer zwar beseitigen, aber der Betreiber CinemaxX nahm die Mängel damals zum Anlass, den Vertrag mit dem Eigentümer zu kündigen. Doch auch wegen der zunehmenden Konkurrenz, beispielsweise durch die Eröffnung des Multiplex-Kinos in der benachbarten Kulturbrauerei, brach der Umsatz des Colosseum in den folgenden Jahren um mehr als die Hälfte ein. Nach der Kündigung durch die CinemaxX AG übernahm am 1. September 2006 die Firma UCI den Weiterbetrieb des Kinos.

2020

Corona Lockdown Insolvenz & Schließung

Das Colosseum wurde in den 2000er Jahren nach der Hoch-Zeit der Multiplex-Kinos auch von deren Niedergang nicht verschont. Beeinflusst durch die wachsenden Angebote der privaten TV-Sender, von Mediatheken und dann den Streaming-Anbietern, sind die Kinobesucherzahlen in Deutschland fast durchgängig rückläufig. Hinzu kommt der ungewöhnlich hohe Konkurrenzdruck im Bezirk (Kulturbrauerei, CUBIX und Colosseum), dem sich das Colosseum ausgesetzt sieht. Wegen der anhaltend schlechten Betriebszahlen und der Lockdownmaßnahmen, musste der Betreiber im Mai 2020 Insolvenz für die Betriebsgesellschaft anmelden und er kündigte den Pachtvertrag fristlos. In den folgenden 24 Monaten wurde das Colosseum immer wieder in der Zwischennutzung u.a. für Film-Festivals und Kultur-Events temporär geöffnet.

ab 2022

Neueröffnung des Colosseum

Seit Sommer 2023 hat die Starlounge GmbH die Flächen des Muliplex-Kinos als Globalmieterin mit einer Mindestlaufzeit übernommen. Durch die Übernahme konnte die bisher unbeständige Zwischennutzung mit einer längerfristigen Perspektive ausgestattet werden. Es wurden zwei Betreiber für den Kulturbetrieb gewonnen.
Im September 2023 hat Hans-Joachim Flebbe den Kinobetrieb (wieder) übernommen, es werden Filme regelmäßig in den Kinos 1 bis 3 ausgestrahlt und viele Premieren findet statt. Das Colosseum ist stolzer Austragungsort mehrerer renommierter Film-Festivals, u.a. der Berlinale 2024, dem Ukrainischen Film Festival Berlin und „Achtung Berlin“.
Die Kinos 4 bis 10 werden, ebenso wie die große Wagenhalle und das historische Foyer, regelmäßig für Veranstaltungen von der Colosseum Event Firma genutzt. Es finden wöchentlich Lesungen, Konzerte, Panels, Comedy & Poesie sowie Großveranstaltungen und Kultur-Events statt.
Die Starlounge GmbH betreut aktuell noch eine limitierte Anzahl von Eigenveranstaltungen und das Marketing, und arbeitet beständig an einem Konzept für eine möglichst langfristige kulturelle Nutzung des Standortes.

Das alte Kino steht damit nicht nur für die wechselvolle Geschichte der Stadt, sondern auch für die Entwicklungen in der Film- und Kinokultur. Es ist ein Symbol für die Beständigkeit und den Wandel kultureller Institutionen in einer sich ständig verändernden urbanen Landschaft. Als geschichtsträchtiges Denkmal bleibt das Colosseum auch weiterhin ein wichtiger Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs in Berlin.

Nähere Informationen findest Du auch unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Colosseum_(Kino)
https://www.kinokompendium.de/colosseum_kino_berlin.htm